ekmd-online.de – November 1, 2004
Über den Mauerfall vor 15 Jahren: "Ich hab geheult wie´n Schlosshund."
Nina Hagen, die "Mutter des Punk", wurde 1955 in Ostberlin geboren. Im Studio für Unterhaltungmusik
schloss Nina eine einjährige Gesangsausbildung ab und tingelte danach mit Liedern wie "Du hast den
Farbfilm vergessen…" durch die Lande. 1976 wird Wolf Biermann aus der DDR ausgewiesen.
Daraufhin verlässt auch Nina ihr Heimatland. Die schrille Rockdiva gründet 1977 die Nina Hagen
Band. Ihre damalige Musik findet viele Fans in der alternativen Szene der Bundesrepublik. Bekannt
wurde Nina auch durch ihre Ufotheorien und ihre Begeisterung für den Buddhismus. Im neuen Otto-
Film spielt sie die Hauptrolle der bösen Stiefmutter. Sie entwirft gerade ihre erste Modekollektion und
plant eine eigene Fernsehshow.
Wie haben Sie den Fall der Mauer vor 15 Jahren erlebt?
Nina Hagen: Am Tag, als die Mauer durchbrochen wurde, stand ich in Frankfurt am Main mit meiner
Band auf der Bühne. Und gleich danach wurden wir mit den Tatsachen konfrontiert. Wir sassen im
Tourbus, hörten Radio, und ich hab geheult wie´n Schlosshund. Das war so emotional. Wir haben
sogleich unseren Tourneeplan umgeschmissen und sind nach Berlin durchgebraust , haben an dem
grossen Festakt in der Deutschlandhalle teilgenommen !!
Fühlen Sie sich eher als Wessie oder als Ossie?
Nina Hagen: Ich hab mich schon immer so begriffen, dass ich Mensch dieser Erde bin !
Wurden Sie in der DDR von der Stasi bespitzelt?
Nina Hagen: Yes…
Wie verlief 1976 die Ausbürgerung aus der DDR für Sie und Ihre Mutter?
Nina Hagen: Instantly.
Wären Sie gerne in der DDR geblieben?
Nina Hagen: Nein, ich wollte schon seit langer Zeit in die Welt hinaus!
Was fasziniert Sie am Buddhismus?
Nina Hagen: Das haben die Medien wohl ungenau/falsch verstanden. Meine spirituelle Faszination
bezieht sich auf alle Religionen !
Was ist am Buddhismus anders als am Christentum?
Nina Hagen: Eigentlich nichts, denn das Christus-Bewusstsein ist eins mit dem Buddha-Bewusstsein.
Es ist ein anderer Weg, aber das Ziel ist eins !
Haben oder hatten Sie ein Vorbild?
Nina Hagen: Ich habe viele Vorbilder ! Meine Kinder, mein Mann. Meine Lehrer Shri Babaji und Shri
Muniraji, über die ich einen Dokumentarfilm gemacht habe. Sir Peter Ustinov. Und viele mehr !
Gehen Sie auch mal ungeschminkt auf die Straße?
Nina Hagen: Natürlich !
Werden Sie mit 70 Jahren auch noch die schrille, grellgeschminkte Punklady sein?
Nina Hagen: Ich bin keine schrille,grellgeschminkte Punklady. Ich bin eine Künstlerin, eine Sängerin,
Entertainerin, Schauspielerin. Ein ganz normaler Mensch! Schminke find ich toll. Und ich habe schon
immer Musik gemacht. Ich umarme alle Musikrichtungen !
Wie sehen Ihre nächsten Projekte aus?
Nina Hagen: Toll ! Lassen Sie uns darüber sprechen , wenn sie "erschaffen" sind ! Überraschungen
soll man doch nicht vorher verraten……
Die Fragen stellte die Onlineredakteurin Silke Nenzel.
Magdeburg, den 1. November 2004